Mit der Arpeggione-Sonate von Franz Schubert hat die Cellistin Marie-Elisabeth Hecker ihre, wie sie sagt, „Lieblingssonate“ aufgenommen. Geschrieben wurde das Werk ursprünglich für ein Instrument, das es heute nur noch im Museum gibt.

FRANZ SCHUBERT
Arpeggione-Sonate, Klaviertrio Nr. 2
Marie-Elisabeth Hecker, Violoncello
Antje Weithaas, Violine
Martin Helmchen, Klavier
Alpha 284

Arpeggione und Violoncello
Der Arpeggione war der Versuch, die leichte Spielbarkeit der Gitarre mit der Klangpracht des Cellos zu verbinden: mit sechs Saiten und Bünden genauso wie eine Gitarre ausgestattet, wurde der Arpeggione aber wie ein Cello zwischen den Knien gehalten und mit dem Bogen gestrichen. Durchsetzen konnten sich die Erfindung des Wiener Geigenbauers Johann Georg Stauffer nicht, nur im Museum finden sich heute noch einzelne Instrumente, wie sie um das Jahr 1820 gebaut wurden.
Instrument des Jahres
Ganz anders die Geschichte des Violoncellos, das sich zu einem der beliebtesten Instrumente entwickelt hat. Der vorläufige Höhepunkt ist die Wahl des Cellos zum „Instrument des Jahres 2018“, eine Aktion der Landesmusikräte, die auch professionelle Musiker wie Marie-Elisabeth Hecker freut:
„Das Cello ist im Moment wahrscheinlich das beliebteste Streichinstrument. Es ist total im Aufschwung und es gibt unheimlich viele junge, hochtalentierte Cellisten. Das Instrument hat ja eigentlich erst Rostropovich so richtig zum Soloinstrument etabliert. Jetzt ist es auf gleicher Höhe mit Geige und Klavier.“
Weitere Beiträge zum „Instrument des Jahres 2018“ bei OHRENMENSCH.DE lesen.
Hecker/Helmchen spielen Schuberts Arpeggione-Sonate
Lieblingsmusik
Schuberts Sonate ist für Cellisten ein echte Herausforderung, denn die originalen Fingersätze des Arpeggiones lassen sich kaum auf das Cello übertragen. Wer aber die spieltechnischen Mühen auf sich nimmt und die feinen Strukturen dieser Sonate herausarbeitet, wird im dritten Satz mit kammermusikalischem Wohlklang in strahlendem A-Dur beloht – nicht verwunderlich, dass Marie-Elisabeth Hecker die „Arpeggione-Sonate“ ihre Lieblingssonate nennt und das Werk zusammen mit dem Pianisten Martin Helmchen hervorragend interpretiert.

Herbstmusik
Beide Werke dieses Albums sind an Novembertagen entstanden, die „Arpeggione-Sonate“ im Herbst 1824, das Klaviertrio Nr. 2 drei Jahre später im November 1827. Aus beiden Werken klingt herbstliche Melancholie, im Klaviertrio werden stärkste Emotionen hörbar, die sich eruptiv klangliche Geltung verschaffen. Die hervorragend aufeinander abgestimmten Musiker führen insgesamt einen konzentrierten Dialog und halten die jeweilige Innenspannung der Werke konsequent hoch.

Filmmusik
Die Dramatik Schuberts hat dazu geführt, dass Auszüge aus dem zweiten Klaviertrio auffallend häufig als Filmmusik ausgewählt wurden, von Stanley Kubrik, Tony Scott oder auch von Michael Haneke für seinen mehrfach preisgekrönten Film „Die Klavierspielerin“.

Tiefe Emotionen, milde Melancholie und eine packende Dramatik, die aber immer unaufdringlich und leicht fasslich bleibt – wer Franz Schubert aufgrund dieser Eigenschaften mag, wird dieses sehr gelungene Album zu schätzen wissen.

FRANZ SCHUBERT
Arpeggione-Sonate, Klaviertrio Nr. 2
Marie-Elisabeth Hecker, Violoncello
Antje Weithaas, Violine
Martin Helmchen, Klavier
Alpha 284
