Zum 90. Geburtstag des zeitgenössischen amerikanischen Komponisten und Hochschullehrers Samuel Adler erscheint beim schottischen Label LINN eine Auswahl aus seinem umfangreichen Werk.

Samuel Adler – „One lives but once“
A 90th Birthday Celebration
Brandenburgisches Staatsorchester Frankfurt
Emily Freeman Brown, Leitung
LINN CKD 590 (3 CD-Box)

Samuel Adler – Von Mannheim nach Harvard
Geboren am 4. März 1928 in Mannheim musste Adler im Jahr 1939 mit den Eltern vor den Nationalsozialisten aus Deutschland flüchten. In Boston und Harvard hat er Komposition studiert und später selbst als Professor an der renommierten Eastman School of Music in Rochester und danach an der New Yorker Juilliard School gelehrt. Die Liste seiner ehemaligen Schüler ist lang, darunter erfolgreiche amerikanische Komponisten wie Jason Robert Brown, Dana Wilson oder Jay Greenberg.
Werke
Adlers Schaffen umfasst rund 400 Werke, darunter viele Konzerte und Suiten, fünf Opern, zehn Streichquartette und auch sechs Sinfonien. Die ersten beiden Sinfonien, geschrieben in den 1950er Jahren, sind in der drei CDs umfassenden Box enthalten, außerdem Adlers Klavierkonzert Nr. 1, sein Violinkonzert von 2012 und ein Gitarrenkonzert, das 1994 entstanden ist.
Mannheim
Von seiner Geburtsstadt Mannheim wurde Samuel Adler im Jahr 2004 mit der Suite „Man lebt nur einmal“ beauftragt, sie gibt mit ihrem englischen Titel „One lives but once“ dem Album seinen Namen. In fünf Tanzsätzen von „Rumble“ bis „Pavane“ beweist Adler besonders in der abschließenden „Tarantella“ seinen souveränen Umgang mit der Musikgeschichte. Stilsicher bewegt sich der Komponist zwischen Tradition und Moderne, zwischen Europa und den USA. Immer wieder finden sich in seinen Werken Abschnitte, die nach dem Vorbild Arnolds Schönbergs mit 12 Tönen komponiert wurden. Gleichzeitig wird die farbenreiche Orchestrierung anderer europäischer Komponisten wie Gustav Mahler oder Richard Strauss hörbar, hinzu kommt die lebendige Rhythmik amerikanischer Zeitgenossen wie Aaron Copland, bei dem Samuel Adler bis 1950 in Harvard studiert hat.
Freiheit
Der Vater des Komponisten, Hugo Chaim Adler, der zuletzt Oberkantor in Mannheim war, wurde nach der Flucht der Familie in den USA wieder Kantor. In der Synagoge Temple Emanuel Sinai in Worcester, Massachusetts war auch Samuel Adler als Chorleiter tätig. In seiner Musik finden sich deshalb viele Anklänge an die jüdische Liturgie.
Lehrbuch
Mit seinem Buch „The Study of Orchestration“ hat Samuel Adler im Jahr 1982 ein bedeutendes Lehrwerk veröffentlicht. Ein Buch, das mit seinen rund 1000 Seiten ein musiktheoretisches Füllhorn darstellt, ausgestattet mit unzähligen Notenbeispielen, die es auf insgesamt 6 CDs auch zum Nachhören gibt.
Nach wie vor liegt das sehr verständlich geschriebene Buch nur in Englisch vor, eine Übersetzung dieser „Bibel der Orchestrierung“ wäre zu Adlers 90. Geburtstag eine angemessene Würdigung. Vielleicht findet sich noch ein deutschsprachiger Verlag, der diese lohnenswerte Aufgabe übernimmt.
Audios und Werkliste im Milken Archive

Samuel Adler, The Study of Orchestration (Englisch)
Gebundene Ausgabe: 864 Seiten
Verlag: WW Norton. 3. Auflage (19. Juni 2002)
Sprache: Englisch
ISBN: 978-0393975727
Hörbeispiele auf sechs CDs – ISBN: 978-0393102833
