Mit Kammermusik von Eugene Ysaye, Ernest Chausson und eigenen Werken gelingt dem jungen belgischen Geiger Marc Bouchkov ein herausragendes CD-Debut.

Marc Bouchkov spielt Isaye, Chausson, Bouchkov
Marc Bouchkov, Violine
Georgiy Dubko, Klavier
Harmonia Mundi 916106

Erzählungen
Wer sich Eugene Ysaye als Vorbild aussucht, muss vielseitig sein, Virtuose, Lehrer, Komponist und vor allem: musikalischer Erzähler. Marc Bouchkov erfüllt sämtliche dieser Aufgaben bravourös. Mit grossem Ton führt er Ysaÿes höchst virtuose Werke auf, darunter zwei der sechs anspruchsvollen Solo-Sonaten op. 27. In seinem kraftvollen, zugleich lyrischen Spiel nimmt der 1991 geborene Belgier mit Unterstützung des erfahrenen ukrainischen Pianisten Georgiy Dubko eine ausgesprochen zugewandte Haltung ein: „Kommt herbei, hört zu, ich erzähle Euch eine Geschichte !“ scheint dieser junge Geiger mit jedem seiner Töne zu sagen.
Video Marc Bouchkov spielt Isaye beim Festival Next Generation (www.festivalnextgeneration.com)
Video Musik von Chausson beim Festival Next Generation
Gedichte
So wie Marc Bouchkov und Georgiy Dubko befreundet sind, waren auch Ysaye und Chausson gut miteinander bekannt. Chausson hat sein berühmtes „Poèm op. 25“ für Ysaye komponiert und es dem Freund gewidmet. In der Mitte des Album bildet dieses musikalische Gedicht von Chausson einen Höhepunkt der kammermusikalischen Perfektion, die auf diesem Album erreicht wird.
Melodien
Bouchkov, der am Kronberg-Institut im Taunus studiert hat und dort mittlerweile selbst unterrichtet, rundet sein gelungenes Debut-Album mit zwei eigenen Werken ab: eine „Fantaisie pour violon seul“, die es an Virtuosität durchaus mit Ysayes gleichnamigem Werk am Beginn des Albums aufnehmen kann und als letztes Stück dann die „Mélodie“, die 2011 entstanden ist, gewidmet der Urgroßmutter Bouchkovs. Sie hat als einzige ihrer Familie den Holocaust überlebt, ihr „melancholischer Optimismus“, so Bouchkov, habe sein Leben und seine Liebe zur Musik mit geprägt.
Töne
In diesem kurzen Stück am Ende des Albums kann man noch einmal in langen Noten den wunderbaren Ton dieses Geigers bewundern, der eine kostbare Vuillaume-Geige von 1865 spielt. Auch Eugene Ysaye und andere grosse Geiger des 19. und 20. Jahrhunderts – darunter Joseph Joachim – haben Vuillaumes Instrumente sehr geschätzt. Für seinen angenehm rauen, bisweilen geheimnisvollen, stets lyrischen Ton scheint auch Marc Bouchkov hier das ideale Instrument gefunden zu haben.
Marc Bouchkov spielt Isaye, Chausson, Bouchkov

Marc Bouchkov, Violine
Georgiy Dubko, Klavier
Harmonia Mundi 916106
