Electric Counterpoint – starke Kontraste präsentiert der schottische Gitarrist Sean Shibe auf seinem Album – leise und laut, akustisch und elektrisch, Renaissance und Moderne.

SoftLOUD
Sean Shibe, Gitarre
Delphian 34213

Zur schwarzen Fender Stratocaster greift Sean Shibe erst in der zweiten Hälfte des Albums – aber nicht, um dort Rockmusik zu spielen, sondern für eine neue und sehr gelungene Aufnahme von Steve Reichs „Electric Counterpoint“.
Electric Counterpoint
Dieses Stück hat der amerikanische Pionier der Minimal Music schon 1987 für den Jazzgitarristen Pat Metheny geschrieben – ein avantgardistisches Werk, bei dem der Solist mithilfe von Zuspielungen ein vielstimmiges „Gitarrenorchester“ zum Klingen bringt. Für seine neue Version des Gitarren-Klassikers hat der 1992 im schottischen Edinburgh geborene Sean Shibe jetzt ganz zurecht höchstes Lob von Steve Reich persönlich bekommen – Shibe sei „eine der besten Aufnahmen“ des Stückes gelungen.
Schottische Dudelsäcke
Nach dem „Electric Counterpoint“ wird es dann richtig laut: mit übersteuerter, verzerrter E-Gitarre imitiert Shibe hier einen Chor, den die Komponisten Julia Wolfe ursprünglich für neun Dudelsäcke komponiert hat ! Dieser Rückgriff auf die schottische Musiktradition ist zugleich als Statement des jungen Musikers für ein weltoffenes Schottland gemeint. Dazu passen auch jene wunderbar leisen Stücke, die Shibe im ersten Teil des Albums auf der klassischen Konzertgitarre spielt: schottische Manuskripte, die ursprünglich auf zart klingenden Renaissancelauten interpretiert wurden.
Spielerische Leichtigkeit
Indem Sean Shibe alte und neue, leise und laute, akustische und elektrische Musik in seiner ganz eigenen Art und Weise gegenüberstellt, bringt er mit spielerischer Leichtigkeit weit auseinander liegende musikalische Welten zusammen. Shibe beweist, dass Klänge, die für gewöhnlich nur in ganz unterschiedlichen Zusammenhängen zu erleben sind, durchaus zusammenfinden können.
